Spitzen-Rotweine von Alvaro Palacios aus Spanien

Ende letzten Jahres hatte ich das Vergnügen, bei einer Verkostung
spanischer Weine die großartigen Roten von Alvaro Palacios kennen zu lernen. Seitdem
geisterten sie oft in meinem Hinterkopf und nachdem sich vor kurzem wieder eine
Gelegenheit zur Probe bot, konnten ich mich nicht länger vom Kauf zurück halten.
Ende der achtziger Jahre war Alvaro Palacios, der ursprünglich aus dem Rioja stammt,
einer der ersten Winzer, der die besondere Qualität der Region Priorat ( zwischen Barcelona und Tarragona gelegen ) erkannte und dort in einige Hektar Weinberge investierte aus denen mittlerweile 35 geworden sind. Sein nicht klein gestecktes Ziel war es, einen Wein zu produzieren, der es mit den ganz Großen der Welt würde aufnehmen können. Die 350-600m hoch gelegene Bergregion mit ihren sehr kargen Schieferböden erwies sich binnen kurzer Zeit wirklich als absolut perfekt. Die Reben müssen dort sehr tief wurzeln und brauchen sehr lange Zeit, bis sie wirklich gutes Traubenmaterial liefern. Auf einer 5 Hektar großen Einzellage mit Namen L’Ermita wachsen die durchschnittlich 90 Jahre alten Rebstöcke aus deren Mini-Ertrag von 10hl/ha der ebenfalls L’Ermita genannte Spitzenwein von Palacios gekeltert wird. Schnell avancierte er zu einem der besten und teuersten (je nach Jahrgang zwischen 300 und über 500 Euro) Weine Spaniens.
Einer meiner Lieblingsweine aus dem Hause Alvaro Palcio ist die 2010er Camins del Priorat genannte Cuvée aus 50% Samsó, 40% Garnacha und insgesamt 10% Cabernet und Syrah. Der für einen Wein dieser Preislage extrem niedrige Ertrag von 22-28 hl pro Hektar sagt allein schon etwas über die
Qualität und Dichte dieses Weins aus. Tatsächlich verbinden sich in ihm sowohl Frische und feine Eleganz mit herrlichem Tiefgang und Aromenvielfalt.
Palacios bringt mit dem Camins einen Wein auf den Markt, der wirklich authentisch ist und
nicht mit einem fetten internationalen Einheitsgeschmack daher kommt. Und genau das war es, was mir an ihm so sehr gefallen hat: Eleganz, Finesse und große Individualität.

Camins del Priorat, Alvaro Palacios, Priorato

Natürlich ist der Preis nicht in einem Bereich, dass man den Camins zum Alltagswein wählen würde aber eben das ist er ja auch nicht!

Nachdem Palacios im Priorat so überaus erfolgreich war zog es ihn Ende der 90er Jahre nach Galizien, wo er im bis dato ebenfalls kaum bekannten Anbaugebiet Bierzo die Bodega Descedientes de J. Palacios gründete. Dort keltert er reinsortige Weine aus der heimischen Rebsorte Mencía. Uns gefiel ganz besonders der 2008er Petalos del Bierzo , der nach nur 4- monatiger Lagerung in französischen Barriques auf die Flaschen gezogen wird.

Die internationale Weinkritik spart für den Petalos nicht gerade mit hohem Lob: der Guia Peñin benotet ihn mit 91 Punkten, Herr Parker gibt ihm 90 Punkte. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass dieser reinsortige Mencía mittlerweile zum Aushängeschild für die gesamte Region Bierzo geworden ist.

Ich habe mich für den Petalos entschieden weil er eine Nische ausfüllt, die für die Kenner sehr interessant sein dürfte. Dieser Mencía ist absolut kernig, schmeckt nach Kräutern, nach Minze, erinnert an Holunderbeeren und fast drängt sich einem die Assoziation von Ecken und Kanten auf. Also kein weich gespülter Allerwelts-Rotwein sondern ein höchst individueller frischer, kerniger Roter, der seinesgleichen suchen kann. Vielleicht ist das der Grund, warum der Petalos momentan einer der beliebtesten Weine Spaniens ist – weil die Weintrinker sich emanzipieren und sich nicht mehr mit einem Einheitsgeschmack zufrieden geben wollen.

Petalos del Bierzo, Descedientes de J. Palacios

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